Ausblick - Chancen und Risiken

IMMOBILIEN- UND IMMOBILIENFINANZIERUNGSMÄRKTE

Die weitere Entwicklung der Immobilienmärkte in Europa und damit auch in Deutschland ist in engem Zusammenhang mit den politischen, geldpolitischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu betrachten. Auf der politischen Seite ruft insbesondere der nach wie vor kaum einzuschätzende Kurs des neuen US-amerikanischen Präsidenten bei den Investoren und Unternehmern Unsicherheit hervor. Geldpolitisch ist für 2017 noch keine Abkehr der EZB von der Niedrigzinspolitik zu erwarten. Die Hypothekenzinsen werden deshalb in Europa und damit auch in Deutschland voraussichtlich nur leicht steigen.

Trotz der politischen Unsicherheiten dürfte sich aufgrund des durch die niedrigen Zinsen bedingten hohen Anlagedrucks und der soliden Wirtschaftsdaten das Interesse an Immobilieninvestitionen europaweit und darunter insbesondere in Deutschland auch im Jahr 2017 auf einem sehr hohen Niveau bewegen. Grenzüberschreitende Investments werden dabei weiterhin die Entwicklung regionaler Märkte mitbestimmen, zumal in den vergangenen Jahren in vielen Staaten gut die Hälfte der Investments von ausländischen Investoren getätigt wurde.

Das hohe Interesse institutioneller Investoren aus dem In- und Ausland an deutschen Immobilien gründet sich weiter auf dem anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwung, dem Image Deutschlands als sicherer Investitionsstandort und der Attraktivität der Wohn- und Gewerbeimmobilienmärkte. Bevorzugt werden die Investitionen wieder in die Top-7-Städte fließen. Das sehr knappe Angebot an guten Objekten wird sich voraussichtlich in einem leicht niedrigeren Transaktionsvolumen niederschlagen. Experten prognostizieren für 2017 ein Transaktionsvolumen von 60 bis 65 Mrd. Euro, davon entfallen 10 bis 12 Mrd. Euro auf Wohnimmobilienportfolios. Vor diesem Hintergrund ist mit einem weiteren leichten Rückgang der Renditen und damit verbunden mit steigenden Preisen zu rechnen.

Voraussetzung für ein hohes Interesse an gewerblichen Immobilieninvestitionen ist auch die Stabilität auf dem Vermietungsmarkt. Marktteilnehmer gehen für 2017 zwar von einem leichten Rückgang des Flächenumsatzes aus, der jedoch allein durch ein knappes marktgängiges Flächenangebot verursacht wird. Denn die Nachfrage dürfte vor dem Hintergrund der guten Konjunktur hoch bleiben. Die Neubautätigkeit wird sich auf ähnlichem Niveau wie 2016 bewegen, wobei die Vorvermietungsquote leicht rückläufig ist. Im Zusammenspiel dieser einzelnen Faktoren wird der Druck auf die Mieten etwas abgeschwächt werden, mit der Folge, dass die Steigerungsraten im Vergleich zum Vorjahr etwas niedriger sein werden. Da von Investorenseite eine weiterhin hohe Nachfrage zu erwarten ist, werden auch die Kapitalwerte für Büroimmobilien weiter leicht steigen.

Am deutschen Wohnimmobilienmarkt sind für das Jahr 2017 keine Anzeichen einer Trendwende zu erkennen. Zum einen werden Wohnimmobilien bei sehr niedrigen Kreditzinsen und einer etwas höheren Inflationsrate unverändert stark im Fokus von Kapitalanlegern und Eigennutzern stehen. Zum anderen werden den wirtschaftsstarken Räumen bis mindestens 2020 steigende Einwohnerzahlen prognostiziert. Der Bedarf an Wohnungen wird folglich hoch bleiben.

Die Wohnungsbauinvestitionen werden im Jahr 2017 wieder deutlich zunehmen. Die Bundesbank erwartet ein Wachstum von 3,7 Prozent. Die Zahl der Baugenehmigungen wird ebenfalls weiter steigen. Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) rechnet mit rund 400.000 genehmigten Wohneinheiten, womit ein Niveau erreicht würde, das den Bedarfsprognosen entspricht. Dadurch könnten sich die Wachstumsraten bei Kaufpreisen und Mieten leicht abschwächen.

Da die Preise dennoch weiter steigen werden, wird die Diskussion um eine mögliche Immobilienblase am deutschen Wohnimmobilienmarkt auch 2017 geführt werden. Die Risiken für eine blasenhafte Entwicklung haben sich jedoch nicht erkennbar verstärkt. Das gilt insbesondere für die Entwicklung der Kreditvolumina und der Kreditvergabebedingungen. Vielmehr haben sich die Anforderungen an die Kunden mit Einführung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie eher verschärft. Gleichwohl birgt die beschleunigte Preisentwicklung tendenziell die Gefahr von Überhitzungen in Teilmärkten und ist deshalb weiter genau zu beobachten.

Die weitere Entwicklung Großbritanniens steht unter dem Einfluss der wirtschaftlichen Folgen des Brexits, dessen längerfristige Auswirkungen auf den Immobilienmarkt nach wie vor kaum einschätzbar sind. Erwartet wird, dass sich die Normalisierung des Büroimmobilienmarkts fortsetzt und insbesondere in London die Phase steigender Mieten vorerst beendet sein wird. Am britischen Wohnimmobilienmarkt herrscht zudem Unsicherheit über die künftige Preisentwicklung. Deshalb wird mit einer zunehmenden Zurückhaltung von Käufern und Verkäufern gerechnet. Prognosen gehen bei Mieten und Kaufpreisen in zahlreichen Regionen von einem Nullwachstum – zum Beispiel in London – oder sogar von einem leichten Rückgang – zum Beispiel in North East – aus.

Der französische Wohn- und Gewerbeimmobilienmarkt dürfte 2017 seine positive Entwicklung des Vorjahres vor dem Hintergrund eines weiter soliden Wirtschaftswachstums fortsetzen. Der Büroimmobilienmarkt erfährt dadurch weitere Impulse, was sich in einer steigenden Flächennachfrage widerspiegelt. Der Büroflächenleerstand kann weiter abgebaut werden, da neue Projekte nur noch bei einer hohen Vorvermietungsquote realisiert werden. Dementsprechend wird sich die Tendenz leicht steigender Mieten fortsetzen. Für den Investmentmarkt bedeutet dies, dass die Attraktivität französischer Immobilien zunehmen wird. Gleichzeitig ist zu erwarten, dass global agierende Investoren ihre Aktivitäten von Großbritannien nach Frankreich verlagern. Die Nachfrage nach Objekten wird sich somit spürbar erhöhen, was zu weiter sinkenden Renditen führen dürfte. Für den französischen Wohnungsmarkt wird ebenfalls eine positive Entwicklung vorhergesagt. Die leicht steigende Neubautätigkeit steht einer guten Nachfrage gegenüber, die von niedrigen Hypothekenzinsen gestützt wird. Dementsprechend werden die Mieten und Preise steigen.

Für die Niederlande gehen die Prognosen von einer anhaltend positiven wirtschaftlichen Entwicklung aus, mit der Folge, dass das Interesse institutioneller Investoren an niederländischen Immobilien weiterhin sehr hoch ist. Der Nachfragedruck wird sich auf die Wirtschaftszentren fokussieren, sodass dort mit den stärksten Preissteigerungen zu rechnen ist. Die Mieten werden einen weiteren Anstieg verzeichnen, da auf der Nutzerseite mit einer weiteren Verknappung der Flächen zu rechnen ist.

Für die Schweiz erwarten die Experten, dass sich der Wohnimmobilienmarkt nicht viel anders als im Jahr 2016 entwickeln wird. Weiterhin niedrige Darlehenszinsen halten die Nachfrage nach Wohnimmobilien hoch, da diese auch von Investoren als sichere Kapitalanlage gesehen werden. Die Wachstumsraten für Kaufpreise und Mieten werden sich nochmals verlangsamen. Dabei bleiben die regionalen Unterschiede bestehen. So werden für die Deutschschweiz für Eigentumswohnungen und Eigenheime leicht Preiszuwächse prognostiziert, wogegen sich in der Westschweiz der Preisrückgang verlangsamen soll.

Die Prognosen für die weitere Entwicklung des US-amerikanischen Gewerbeimmobilienmarktes und Wohnungsmarktes stehen unter dem Eindruck der nach wie vor schwer einschätzbaren Politik des neuen Präsidenten. Für den Büroimmobilienmarkt werden jedoch vorerst keine wesentlichen Änderungen erwartet, wenngleich einige amerikanische Märkte, insbesondere Denver, San Francisco, das Silicon Valley und Dallas, sich mittlerweile am Ende des Mietpreiswachstums befinden könnten. Beim Investitionsvolumen wird, auf nach wie vor hohem Niveau, ein leichter Rückgang erwartet. Auch dem Wohnungsmarkt wird tendenziell eher eine Abschwächung mit weniger stark steigenden Mieten und Kaufpreisen prognostiziert. Gleichzeitig wird die Baufertigstellung von Wohnungen 2017 ihren Höhepunkt erreichen. Damit wird das Risiko leerstehender Wohnungen insbesondere im hochpreisigen Segment steigen.